Menonitas no Brasil
Mennoniten in Brasilien
Nachrichten und Mennonitische Geschichte
14.04.2025
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Editor: Udo Siemens
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Die hutterischen Brüder
Wanderungen und Leid
Folge IV
Die Hutterischen Brüder wurden von den paraguayischen Mennoniten sehr gut empfangen. Obwohl es zwischen Weihnachten und Neujahr war, kamen die Mennoniten mit vielen Wagen nach Puerto Casado ihre Glaubensbrüder abholen.
Nach einer langwierigen Fahrt, meistens nachts - tags wussten sie nicht, wie sie sich vor den Sonnenstrahlen schützen könnten - wurden sie herzlichst aufgenommen.
Die Hutterer erschracken aber über den Zustand der Mennoniten, Krankheiten und Elend hatten sie sehr mitgenommen. Auch gefiel es ihnen nicht, wie die Mennoniten mit den Indianern umgingen.
Obwohl man den Hutterrern Ländereien in der Umgegend zeigte, entschlossen sich diese einen besseren Siedlungsort in Ostparaguay zu suchen. Sie sandten Boten dorthin und entschlossen sich wegzuziehen. Zusätzlich kam die Nachricht, dass weitere Hutterergeschwister aus England unterwegs waren.
Unter dem größten Teil der Mennoniten im Chaco war eine große Enttäuschung, daß wir wieder fortgingen. Einerseits wünschten sie unser Zeugnis, und andererseits tat es ihnen leid, daß unser Arzt auch wieder den Chaco verlassen sollte. Hardi sprach an einem Abend auf Wunsch der Mennoniten über das Thema:
„Warum gehen wir nach Ost Paraguay?“ Er betonte zunächst das bessere Klima und die besseren Ernährungsmöglichkeiten für eine so große Gruppe von 340 Seelen, wie die unsrige. Dann sprach er davon, daß wir wegen der Aussendung nicht fort von den Menschen, sondern zu ihnen gehen wollten, und der Chaco sei viel zu weit entfernt, da Telegramme sogar oft 14 Tage lang brauchen, bis sie dahin gelangen, und schließlich sprach er von der Indianerarbeit und sagte, daß es uns nicht liegen würde, Indianer für die schwere Arbeit anzustellen, die nicht einmal genügend gelohnt würde.
An einem anderen Abend sprach Hardi über das Zeugnis der Gemeinde und der Erwartung des Reiches Gottes. Wir sangen auch viele Lieder der Zukunft. Besonders liebten die Mennoniten das Lied, wo der Refrain immer lautet: „Nach dunkler Nacht kommt Schimmer, und aus Schimmer wird Morgenglut. Wenn Christus erscheint in Herrlichkeit, kommt Sonne, die Wunder tut.“ Dies mussten wir immer wieder singen.
Folgendes kleine Lied sangen wir auch sehr oft: "Wir warten auf den Heiland, bis er kommt. Wir jauchzen ihm entgegen, wenn er kommt. Wir knieen vor seinem Thron, wenn er kommt. O Sünder, was willst du tun, wenn er kommt. Ihr sprechet zu den Bergen, wenn er kommt. O Sünder, komm zu Jesus, wenn er kommt.
Ein andres Lied mussten wir auch immer wieder singen, welches nach dem Weltkrieg entstanden ist: "O seliger Tag, des in Hoffnung wir harren, Da einstens die Welt Gottes Reich worden ist, Das Menschengeschlecht zur Befreiung gekommen, Die Völker bekennen, daß Herr ist: Der Christ! Getötet der Tod und die Sünde zerronnen, Erlösung und Fülle für ewig gewonnen. Er kommt! Ja, er kommt, jener Tag, des wir harren. Auf Morgengrots Wolken wir sein Licht schon schauen. Noch herrscht das Dunkel in nebligen Tälern, Doch glänzt auf den Höhn jungen Tags erstes Graun; Er kommt, um zu stillen der Trauernden Tränen, Er kommt, zu erfüllen der Heiligen Sehnen. Er kommt! Ja, er kommt jener Tag, des wir harren, Da Völker sich finden in Liebe und Treu, Der Herr aller Himmel wird König auf Erden Und selig die Menschheit sich gründet aufs neu. Der Tag, der der Heiligen Gebete erfüllet, Der Tag, der das Suchen im Schauen uns stillt. Er kommt! Ja, er kommt! Heil dem Tag, des wir harren! Der strahlendste Tag, der der Welt je leucht't. Da er, der Allmächtige, alleine regieret, Und Satan und Sünde sein Angesicht flieht! Da sündlos die Schöpfung, erlöst von all'm Streiten, Verkündigt sein Lob bis in ewige Zeiten!"
An einem solchen Abend, wo sich hunderte von Mennoniten aus allen Dörfern versammelt hatten, und wir gerade beim Abendessen saßen, kam ein Bote und brachte uns ein Kabel, worin geschrieben stand, daß eine Gruppe von 158 Seelen, 40 Brüdern, 40 Schwestern und 76 Kindern von England abgereist seien, und voraussichtlich Anfang März in Buenos Aires landen würden. Mit großer Freude stimmte die ganze Gemeinde das Lied an: „Nun danket alle Gott“, und andere Dankeslieder wurden gesungen.
An jenem Zeugnisabend, als wir alle im Versammlungsraum der Mennoniten keinen Platz mehr finden konnten, und die Bänke hinausgeschafft wurden, hatten wir dann noch eine Besprechung in der Bruderschaft, wie wir die große Gruppe empfangen und unterbringen könnten. Am nächsten Morgen sollte ein Lastauto mit unserem Gepäck nach km Stein 145 fahren, und es wurde beschlossen, daß Hans Hermann, mein jüngster Sohn und ich der Gruppe vorausfahren sollten, um mit Fritz und Hans M. die Abholung der Gruppe und Unterbringung zu besprechen.
So fuhren wir denn am nächsten Morgen um 4 Uhr wieder diesen fast 100 Meilen langen Weg nach der Station zurück. Es war ein heißer und sonniger Tag. Eine Autostraße gibt es da nicht, sondern wir fuhren durch Busch auf schlechten, holprigen Wegen, wie auf unserem Wege zum Chaco. Das Auto blieb auch manchmal stecken, und einige Male mussten wir sogar das ganze Gepäck abladen, weil die Räder tief im Sand einsanken. So verloren wir viel Zeit und kamen zu spät auf die Station, so daß der Zug schon weg war. Nachdem wir uns etwas Abendessen bereitet hatten, gingen wir in einen Güterwagen des Eisenbahnzuges schlafen. Es gab sehr viele Moskitos, von denen wir sehr geplagt wurden.
Am nächsten Tage fanden wir eine Gelegenheit nach Puerto de Casado zu fahren. Wir fuhren da wieder durch Urwald und Busch und sahen vor uns wieder Wildschweine, Schlangen, bunte Vögel aller Art, was uns alles sehr interessierte. In Puerto de Casado mussten wir wieder 2 Tage warten, bis das Schiff fuhr. Wir fuhren dann wieder fast 2 Tage nach Puerto Rosario, wo wir gegen Morgen um 3 Uhr ankamen. Während Puerto Casado einen recht schönen Hafen hat, war in Puerto Rosario nichts dergleichen zu sehen. Wir kletterten über ein Brett, welches als Steg gelegt war, an das recht schlechte Ufer, wo wir zum Teil versanken.
Trotzdem wir ein Telegramm über unsere Ankunft gesandt hatten, war niemand zu sehen. Alle sprachen spanisch und konnten uns nicht verstehen, und wir konnten die Leute nicht verstehen. Einige Wagen standen da, und es wurden Kisten abgeladen und an das Schiff getragen. Wir gingen immer herum und riefen: „Ist jemand aus Friesland da?“, als plötzlich uns eine Stimme zurief: „Bitte.“Wir gingen darauf zu und fragten: „Sprechen Sie deutsch?“ Er: „Ja“. Wir: „Sind Sie ein Mennonit?“ Er: „Ja“. Wir: „Wollen Sie uns abholen?“ Er: „Nein, ich verlade nur Kisten auf das Schiff.“ Wir: „Wissen Sie, ob jemand da ist, der uns abholen will?“ Er: „Ja, 1 1/2 km von hier entfernt ist ein Fuhrwerk, das euch abholen will. Ich kann euch dorthin bringen.“
Wir gingen dann, nachdem wir eine Zeitlang noch beim Abladen zugesehen hatten, in das Haus des Mennoniten Loew, wo wir sehr freundlich empfangen wurden. Ja, man bot uns sofort ein Bett an, um noch etwas auszuruhen. Doch hatten wir gar keine rechte Ruhe. Wir wollten so schnell wie möglich weiter, um zu erfragen, wie wir die Neuankommenden unterbringen könnten. Doch da die Pferde, die die Nacht hindurch gefahren waren, und wieder 45—50 km fahren mussten, noch ausruhen sollten, so ruhten wir auch noch und fuhren dann um 8:30 Uhr morgens los, um noch am Abend bei den Mennoniten anzulangen. Es war wieder ein recht heißer Tag, und der Fuhrmann hatte keine guten Pferde. Sie waren zum ersten Male den Weg gefahren und wollten nicht recht ziehen. So gelangten wir erst gegen Morgen, um 3:30 Uhr, in Friesland an.
Wir konnten dann noch einige Stunden schlafen. Der Fuhrmann nahm uns mit sich nach Hause. Beim Frühstück erschien unser alter Bruder Ludwig, der uns viel von den letzten Wochen in England und seiner Reise mit den 6 Brüdern erzählte. Hans M. war der Gruppe entgegengefahren, während Fritz noch am Abend kam. Wir hielten nun Rat, wie wir die große Gruppe erst mal unterbringen konnten. Die Mennoniten stellten uns für kurze Zeit ihre beiden Schulhäuser zur Verfügung; aber da sie erst mal nur 3 Jahre hier angesiedelt waren, war es viel schwieriger, wie im Chaco. 87 Menschen sollten aus dem Chaco kommen und 159 aus England, und eine Woche später wurde noch eine Gruppe der Familie Matthiessen mit noch einer Schwester erwartet. (Forts. folgt.)
Mennonitische Rundschau von 1941-10-01
Es war auf dem Schiff noch ein Kind geboren und im Chaco 4 Kinder. In Primavera war noch keine Wohnmöglichkeit, und die Mennoniten waren nicht darauf eingerichtet, etwa 250 Menschen auf einmal aufzunehmen, zu beherbergen und zu beköstigen. Hans Hermann und ich hatten sehr viel zu tun, um die Unterbringung der Kinder und Frauen, sowie die Ernährungsmöglichkeiten einigermaßen zu regeln, denn schon 5 Tage später erwarteten wir die Chaco-Gruppe, während aus England etwas später erst erwartet werden konnte. So wurden denn unsere Geschwister zum Teil in den Schulhäusern und zum andern Teil in verschiedenen Dörfern in den Häusern der Mennoniten untergebracht. Aber wie sollte man das Brot, die Milch für die Kinder und die anderen Nahrungsmittel so schnell beischaffen? Es war sehr schwer, das nötigste heranzubekommen.
Trotzdem war die Freude übergroß, als nun die große Gruppe am 15. März hier eintraf, und ein Wagen nach dem andern kam. Wir hatten ein kräftiges Mittagessen bereiten können und ein schönes Getränk. So waren nun schon 3 Gruppen in dieser schweren Zeit über das weite Weltmeer gefahren. Es ist kaum zu beschreiben, was wir alle empfanden, wie wir einen nach dem anderen unserer Geschwister wiedersahen. Wir glaubten nun, die Hauptgefahren hinter uns zu haben und dankten Gott für seine gnädige Behütung und baten Ihn, daß auch die andern, die noch in England waren, sich noch mit uns vereinigen dürften.
Jene Zeit, bevor wir hier nach Primavera hinauf konnten, war doch eine unsagbar schwere. Die Brüder gingen dann sofort am nächsten oder übernächsten Tage nach dem neuen Platz, um beim Aufbau mitzuhelfen. Die Schwestern blieben noch einige Zeit mit den Kindern in den Dörfern. Da brachen unter ihnen schwere Krankheiten aus: Kindercholera, Ruhr, Malaria, schwere Augenentzündungen, Tropengeschwüre aller Art. Ja, es war wie in einem Hospital, und 2 Kinder starben kurz hintereinander. Und wir erlebten es zweimal, wie zwei Familien mit ihren Kindern in die neue Heimat nach Primavera fuhren, und einen kleinen Sarg mitbrachten. Das war eine traurige Ankunft in der neuen Heimat. Es betraf zunächst die Familie Keiderling. Karl Keiderling ist einer von den drei Brüdern, die nach der Auflösung des Rhönbruderhofs im Gefängnis waren und von David und Michael Vetter dort besucht wurden. Dann war es die Familie Mathis, die auch ihr jüngstes Kind an dieser schweren Krankheit verlor. In einer mit Wellblech gedeckten Halle, die schon aufgebaut war, und wo unsere Brüder ihre Mahlzeiten einnahmen, standen die kleinen Särge, ehe sie der Erde übergeben wurden.
Sehr schmerzlich haben wir auch unseren Arzt vermißt, den wir auf Bitten der Mennoniten vom Chaco mit unserem Apotheker Hans Froese und Familie noch 2 Monate im dortigen Krankenhaus gelassen haben. Unser Telegramm, das wir dorthin sandten, um ihn zurückzurufen, erreichte ihn erst nach 12 Tagen, und es war sehr schwer, diese Infektionskrankheiten abzustoppen, da wir ja keine Möglichkeiten hatten, diese Kinder von den Gesunden abzusondern wegen der Wohnungsschwierigkeiten, und die Ernährung nicht so gut war, da ja das Geld, was wir mitbringen durften, immer geringer wurde.
Die Mennoniten drängten uns wieder weg zu ziehen, da sie ihre Schule benötigten. Der Bautrupp arbeitete so schnell, wie es ihm nur möglich war, und das Wetter erlaubte, um Dächer herzustellen, damit wir nicht allem Wetter ausgesetzt waren. Dazu ist ja jetzt hier Winter und oft recht kalt. Ja, es hat schon gefroren, denn des Morgens war Reif auf den Wiesen. Es kamen auch noch einen Monat später eine Gruppe von 12 Geschwistern, d.h. auch alle hier landen durften, und jetzt zulezt wieder eine Gruppe von 63 Geschwistern, die am 9. Mai hier oben in Primavera ankamen. Wir sind nun insgesamt 336 Seelen, während in England noch 2 Brüder und 1 Schwester zurückblieben, um das Geistliche und Zeitliche noch zu ordnen. Ihr werdet nun wissen wollen, geliebte Geschwister, wie es uns nun hier auf dem neuen Platz geht. Es haben jetzt alle ein Dach über dem Kopf, aber wir haben noch keine Wände, und wenn es kalt ist und regnet, dann ist es oft sehr schwer, da man ja keinen Raum hat, um sich zu erwärmen. Wir haben noch immer recht schwere Krankheiten unter uns. Ein Teil unserer Kinder hat sehr mit den Augen zu tun, was aber schon viel besser ist. Auch haben wir recht schwere Malaria gehabt, besonders unter den Brüdern und einigen Kindern, und jetzt haben etliche den Keuchhusten. Wir sind noch tüchtig am Bauen und hoffen bald auch Wände machen zu können. Unterdessen versuchen wir mit Decken und Sacktuch, besonders die Kranken und Kinder, vor dem schlimmsten Wind und Regen zu schützen. Zwei Brunnen haben wir schon gegraben, und der dritte ist beinahe fertig.
Wir denken, daß wir genügend und gutes Wasser für uns haben werden. Das Umpflügen des Camps und das Ausroden von Wald ist eine sehr schwere Arbeit, die jetzt unsere Brüder tun. Einen Traktor haben wir noch nicht. Wir durften unseren ja leider nicht aus England mit herausnehmen. So wären wir von Herzen dankbar, wenn ihr uns dabei behilflich sein würdet, einen solchen zu erwerben, oder auch einen herübersenden würdet, wie auch andere Geräte.
Aber etliches Land haben wir mit den Ochsen umgepflügt, und haben schon Bananen und andere Früchte und auch etliches Gartengemächs eingesät. Im August ist hier die Hauptzeit zur Aussaat. Da wollen wir dann hauptsächlich Mais (Korn), Kafir, Reis, Zuckerrohr, Kaffee und anderes aussäen und pflanzen. Bis wir aber zu einer genügenden Ernte kommen werden, wird es wohl noch ein Jahr dauern.
Die Mennoniten teilten uns mit, daß das erste Jahr nach dem Umbruch die Ernte noch nicht so groß war. Somit müssen wir uns gedulden, was Gott mit uns vor hat. Wie ich euch schon in meinem letzten Briefe mitteilte, haben wir noch nicht genügend Milch für die Kinder, aber wir haben jetzt schöne Apfelsinen oder Orangen in den Wäldern, die uns sehr helfen. Alles andere müssen wir noch kaufen. Hühner, Enten und Gänse haben wir auch noch nicht, aber wir müssten ja dann auch noch das Futter für sie kaufen.
Somit ist es mit der Ernährungslage doch noch recht schwer. Ob es sich wohl lohnen würde, Weizen oder Korn herüberzusenden? Das würde uns natürlich eine sehr große Hilfe sein. Schwer genug ist es uns auch, das genügende Bettgewand für unsere Leute zu haben. Wie es jetzt kalt wurde, haben sich bei dem Wetterumschwung viele recht erkältet und mussten zu Bett liegen. Einen neuen Zweig der Arbeit haben wir jetzt dadurch, daß sich uns drei Ärzte angeschlossen haben, ein Arzt u. zwei Ärztinnen, die das englische Doktor-Examen gemacht haben. Somit kommen schon viele Kranke zu uns, und manchen Tag sitzen viele Leute, Paraguayer und Mennoniten auf unserem Platz, um sich Rat und Hilfe zu holen.
Ein besonderes Arbeitsfeld ist noch die Vertilgung des Ungeziefers. Es ist dies möglich und wird von unseren Ärzten und auch von unserem Tierarzt schon gründlich vorgenommen. Es kostet aber viel Zeit und natürlich auch Geld. Seit der Zeit unserer Auswanderung sind uns 6 Kinder geboren und 2 gestorben. Da wir nun jetzt auf diesem Platz alle zusammen sind, wie ich euch schon mitteilte, insgesamt 336 Seelen (99 Männer, 93 Frauen und 144 Kinder), so ist mit der äußeren Gründung auch die innere sehr notwendig. Indem wir alle eure Gemeinden von ganzem Herzen grüßen und die Bitte haben, daß dieser Bericht in allen Gemeinden gelesen wird, grüßen wir euch mit dem Gruß der Einheit und des Friedens mit der Bitte, daß alle hutterischen Gruppen sich in allen Punkten immer mehr einig werden in dieser Zeit, wo der Satan, die alte Schlange, sein Zerstörungswerk im besonderen unter den Menschen treibt durch Krieg und Blutvergießen. So fordert die Zeit im besonderen ein Gegenbeispiel des Friedens und der Vereinigung. Eure ergebene Schwester, (die Euch alle im Namen der hiesigen Geschwister herzlichst grüßt,) Emma Eberhardt Arnold
1941-10-08
Gliederung der Mitarbeiterkreise und der hauptverantwortlich Beauftragten.
Unser Aufbau mit seinen Ordnungen ergibt sich aus der Tatsache, daß wir als einsame Aussendungsgemeinde in Deutschland der Geisterfüllten geordneten Hausgenossen der hutterischen Brüder und Jakob Hutter, Hans Amon, Peter Ridemann, Peter Walpot bis Andreas Ehrenpreis durchgeführt worden ist und in Gottes Kraft und Vollmacht ausgebreitet wurde. Wir erinnern uns auch für die Gliederung unserer Arbeit an dem Werdegang unserer (Arbeit) Ordnungen, wie er uns von Anfang an dem Huttertum zugeführt hat.
Im September 1920 haben wir als die Grundlage unseres Aufbaus folgende Punkte beschlossen, zu denen wir uns heute auf dem Bruderhof wie damals in Sannerz bekennen (in handschriftlichem Original aufbe- wahrt im Archiv Sannerz-Bruderhof im Sannerzbuch der Sannerzer Geschichte von 1920—1927.)
Wir sind eine arbeitende Gemeinschaft von Jüngern Jesu, die alles verlassen, um ganz der Liebe und der produktiven Arbeit zu leben. Wir müssen uns als Gemeinde Christi bekennen, als Abendmahlsgemeinschaft. Wir brauchen Menschen, zum ersten, die den christlichen Geist ausstrahlen, missionarisch wirkende Menschen. Es müssen Menschen sein, die missionarische Persönlichkeiten sind.
-
Wir brauchen Christen, wiedergeborene Menschen, die das Leben der Bergpredigt auf sich genommen haben.
Vom August 1920 besitzen wir ein Blatt unserer Siedlung und Stiftung auf welchem die Gründer der Stiftung als feierlich für immer ver- pflichtete Brüder von Novizen unter- schieden werden, und diese wieder von denen zur Einführung in die Mitarbeit aufgenommenen Gäste unterschieden sind. (August 1920, aufgehoben im Archiv Bruderhof Neuhof im Sannerz-Buch.)
Aus dem Winter 1920—21 haben wir in zwei Exemplaren in unserem Archiv Bruderhof-Neuhof (auch im Sannerz-Buch) noch unsere damalige Ordnung, von der wir hier folgende Punkte wiedergeben:
1—2. Unser Haus und unser Zusammenleben baut sich auf eine Neuwerk-Gemeinschaft, eine aufbauende Arbeitsgemeinschaft auf.
3. Als Lebensgemeinschaft kennen wir kein Privatleben, sondern teilen alle Lebensgüter, alle Arbeit, alle Verantwortung und alle Freude miteinander.
4. Unser Zusammenleben ist auf Vertrauen aufgebaut. Wir rechnen aufeinander und treten füreinander ein. In allen persönlichen Fragen und in allen Angelegenheiten der Hausgemeinschaft und der verschiedenartigen Arbeit ist vertrauensvolle Offenheit selbstverständlich.
5. Wir haben keine Gäste, sondern nur Mitarbeiter in unserm Hause.
6.Es kann niemand in unserm Hause leben, der nicht ebenso, wie die anderen Glieder des Hauses zu arbeiten bereit sind. (z.B. Fluraufräumen, Holzarbeit, Stiefelputzen, Umgraben, Aufwaschen, Flicken, Kühe hüten und dergleichen.)
7.Morgens holt sich jeder eine Arbeitsmöglichkeit und Arbeitsanleitung bei dem Arbeitszuteiler.
8.In Rücksicht auf unsere Lebensbedingungen muss von all unseren Freunden erwartet werden, daß sie keine Nahrungsmittel irgendwelcher Art für Privatbedürfnisse einkaufen.
9.Jeder Hausgenosse räumt sein Zimmer selbst auf und sorgt in seinem Teil für hygienische Reinlichkeit in allen Räumen des Hauses.
1941-11-12
Hier = der Beginn dieser Erzählung
Fortsetzung folgt
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