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Geschichten aus unserer Geschichte

 

 

1930Weihnachten bei den Deutschrussen

 

im Flüchtlingslager

 

 

 

Ein Journalist des Hamburger Anzeigers schreibt in der Ausgabe vom 2. Januar 1930 folgenden Bericht. Ein Mennonit übernimmt den Bericht und gibt ihn wieder in einer Ausgabe der Mennonitischen Rundschau:

    Der Saal im Flüchtlingslager in Mölln ist zu einer Weihnachtsfeier gerüstet. Hohe, geputzte Tannenbäume, Gabentische, lange Bänke, ein Podium mit Rednerpult. Die russischen Flüchtlinge, die am Altjahrsabend (den 31. Dezember 1929) hier ihr Weihnachtsfest feiern, haben ihre Plätze eingenommen. Hier die Männer, dort die Frauen, und auch die Kinder für sich. Nur die ganz Kleinen sind bei den Müttern. Abgesondert der Chor der Männer und Frauen.

    Man erkennt es gleich: Es ist ein anderes Volk aus einem anderen Lande. Sie sprechen zwar Deutsch, aber sie sind keine Deutsche. Den meisten Gesichtern scheint mir ein slawischer Typus eingezeichnet. Und das ist kein Wunder. Anderthalb Jahrhunderte in Russland haben sie verändert. Die Kleidung ist altväterlich, aber von peinlicher Sauberkeit. Die Knaben gehen vielfach barfuß, kleine Mädchen mit Bubenschöpfen, größere Mädchen und Frauen tragen das Haar lang im Scheitel über die Schläfen gekämmt. Kopftuch, lange Röcke, manchmal bunt gemusterte Blusen. Alte Männer vielfach in Gehröcken. Ernste Gesichter. Stille auch bei den Kleinen. Nur ab und zu stöhnt oder schreit eines der ganz Kleinen im Mutterarm.

    Aber dann ihr Chor. Das Großartigste dieser Mennoniten ist der Chor. So höre ich ihn: diese Bässe, die vollen Bässe, in denen die Seele der weiten russischen Steppe lebt, der Mutter Wolga und der endlosen Wälder, der einsamen Pelzjäger Russlands, Kohlenbrenner und Teersieder. Aus Alt und Sopran aber läuten die Glocken der Zwiebeltürme und klingt es wie Wehen in Birkenkronen, und aus dem Zusammenhang ringt sich dann die unbeschreibliche Sehnsucht der Präludien Tschaikowskys.

    Diese Deutschrussen sind alle Mennoniten. In ihren Liedern lebt tiefe Religiosität. Männer, Frauen und Mädchen, die aus Turkestan, Krim und Kaukasus sich hier zusammenfanden, sangen, als ob sie seit Kindertagen zusammen gesungen hätten. Sie lebten weit voneinander getrennt, doch blieben sie eines Geistes. Es wird das religiöse Moment, der gemeinsame Glaube sein, der dies bewirkt. Unaussprechliche Hingabe liegt auf den Gesichtern, und unverkennbar tritt ein Ausdruck starker Erinnerung hervor. Der Gesang ist ganz und gar eindringlich – wie eine ernste Anfrage an uns Hörer. Es liegt noch viel mehr darin, als die unberührte Tonschönheit, die Neuheit der fremdartigen Klangführung und das Wissen um die Seltenheit solcher Darbietung.

    Sechs, sieben Kinder treten aufs Podium. Manchmal Jungen und Mädchen zusammen. Sie sprechen Gedichte mit verteilten Rollen. Illustrieren den Inhalt der Gedichte zuweilen. Ein Mädchen flickt z.B. ein Kleidungsstück. Während sie spricht, beißt sie den Nähfaden ab. Kann man so etwas Kunst nennen, obgleich es ganz ungekünstelt ist? Vielleicht gerade deshalb. Aber den Kleinen ist es natürlich nur Darstellung und soll auch weiter nichts sein.

    Dann ist da noch der Kinderchor, der Weihnachtslieder singt. Die Texte sind teilweise etwas anders als unsere hier in Deutschland. Unter diesen Kindern sind welche, die noch keinen Meter hoch sind, aber schon alle Verse kräftig mitsingen. Das Publikum lächelt, doch sie singen unbeirrt weiter. Der Dialekt ist bei den Männern und Frauen viel reiner, bei den kleinen Bälgern ist er manchmal nicht zu verstehen. Am meisten ähnelt er noch einem ganz, ganz platten Ostpreußisch.

    Diese Mennoniten wählen ihre Prediger aus eigener Mitte. Es sind Laienprediger. Das Schlußwort sprach einer, der auch in Rußland gewesen, aber schon früh her zurückgekommen war und hier im Lager seinen Bruder wiedergefunden hatte. Er sprach über das Vergangene: „Ich will vergessen!“

   So sagte er: „Vergesst, was ihr einst an Hab und Gut besaßt, was ihr früher einmal gehofft und geplant hattet. Vergesst auch, was Menschen euch Böses antaten. Vergessen müsst ihr, vergessen! Dann werdet ihr frei für Gegenwart und Zukunft. Wenn ihr nicht vergessen könnt, seid ihr verloren!“

   Also beschwor er seine Brüder. Aus seinen Worten sprach eine unbändige Überzeugungskraft, die auch die Unbeteiligten packte. Die Kerzenlichter am Rednerpult waren fast heruntergebrannt. Auf die getünchte Wand fiel der Schatten des Mannes, der die Not der Seinen kannte und ihnen wie aus innerer Not immer wieder zurief: „Vergessen müsst ihr!“

    Die Verteilung der Weihnachtsgaben begann und dann leerte sich der Saal. Man hatte ein Volk kennengelernt, das sich den Frieden auf seine Glaubensfahne geschrieben hatte und dafür friedfertig gemacht wurde. Um seine unmittelbare Daseinsnot zu ertragen, muss es versuchen, sich mit geschlossenen Augen durch seine Seelennot hindurchzuquälen.

   Soweit der Bericht im Hamburger Anzeiger. Eine andere Zeitung schreibt: „Diese Bauern wandern mit dem Herzen über die Erde, wir mit dem Verstand. Wenn man sich ganz in sie hineinversetzt, wird man den Eindruck nicht los: Diese ‚primitiven‘ Menschen leben, wir funktionieren. Warum haben sie Haus und Hof verlassen? Nur um des Glaubens willen.

    Wandeln wir wirklich mit dem Herzen über die Erde? Dann wollen wir zufrieden und dankbar sein auch in solchen Zeiten, wo unsere Wege dornig und steil sind. Dem Herrn wollen wir vertrauen, wenn der Anfang in der neuen Heimat auch nicht so leicht ist, auf Seinen Wegen geht es immer auf Halleluja hinaus, Ihm für alles die Ehre.

    Ich grüße alle Flüchtlinge in Paraguay, Brasilien und Kanada mit Jeremia 29, 7. 11.

Dietrich Klaassen.

   Jer. 29.7 Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s euch auch wohl.

    11. Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.

 

 

 

Ob der Prediger es schaffen wird,

Russland zu verlassen?

 

 

 

Sagradowka, Süd-Russland,

den 13. November 1929.


  Ich weiß nicht, ob ihr es euch vorstellen könnt, meine Lieben, wie einem zu Mute ist, wenn man vielleicht den letzten Brief des Lebens schreibt. Ich wünsche Euch den Frieden unseres Herrn Jesu Christi zuvor!
  Es geht jetzt ein Sich-Regen durch die 16 Dörfer Sagradowkas, alles ist unruhig, alles will fort. Vothen sind weg, Jakob Janzens sind weg, unsere Söhne Abram und Peter fahren den 5. Dezember ab nach Moskau, es heißt, die Türen sind jetzt offen, und wir sind auch bald fort, wenn nicht wieder was dazwischen kommt.

   Wir hatten schon alles auf unserem Feld gesät, was von den kommunistischen Dorfverwaltern verlangt wurde, jetzt sollen wir noch zwei Dessjatinen säen, aber vorher muss ich noch den Samen kaufen, und der ist fast nirgends zu bekommen.

   Isaaken sind mit all ihren Kindern fort, auch Franz Wiensen. Wenn es so fort geht, werden die Dörfer ganz leer. Bei uns ist es jetzt beschlossen, an die Landeskinder (die Russen) zu verkaufen, und wir haben einen Kaufmann, aber wenn das nichts wird, dann lassen wir das liebe Haus stehen, wenn es auch schwer fällt, aber uns soll nichts halten. „Was dahinten, das mag schwinden, ich will nichts davon.“
  Es heißt, es gibt nur einen Pass auf die ganze Familie zu 200 Rubel, ob da 10 Glieder sind oder eines, das bleibt sich gleich und zu übernehmen geht auch nichts.

   Wir waren heute im Nachbardorf Tiege bei der Mennoniten Brüdergemeinde zum Abendmahl, viele nahmen dort voneinander Abschied. Aaron Regehr, Abr. Friesen, Joh. Martens, Jak. Regehr u. s. w. Wir sagten heute schon: "Wege weißt du Herr allerwegen, an Mitteln fehlt’s dir nicht“ und so ersehen wir auch Gottes Fußspuren in diesem. O wie wunderbar sind doch Gottes Wege! Er führt es doch herrlich hinaus!

   Eben kam Heinrich Wiebe nach Hause von Durilow. Er will auch fort, sie dachten immer, hier zu bleiben, sie hatten sich neues Möbel gekauft, und jetzt können sie damit nichts anfangen, sie haben kein Geld.

   Wer aber verkauft hat, muss sehen, dass er fortkommt, denn das alte Leben ist vorbei. Es wird jetzt allerwegen gebacken zur Reise. Geröstetes hält sich am längsten.

   Heute fuhren wenigstens 10 Wagen durch mit Gesang, alle nach der Bahn, die Leute lassen ihre Häuser einfach stehen und fahren.
  Nachbar Dückmann ließ auch alles stehen und weg. Wir könnten 800 Rubel für unsere Wirtschaft haben, das war Mutter aber zu wenig und so hat Peter Wiebe seine für das Geld verkauft. Jetzt bekommen wir nichts für unsere. Aber man kann das Glück nicht immer fassen, wenn’s angeboten wird. Aber jetzt soll uns nichts zurückhalten.

   Als Prediger Dyck im Frühling (Monat März) alles verkaufte und nach Moskau zog, sprach ich ihn daraufhin an, dass ein Hirte seine Herde nicht verlassen sollte. Er blieb still. Ich erinnerte ihn an den Propheten Jeremia, der sein Volk nicht verließ, ebenso Jesaja sagte: "Wer da glaubt, flieht nicht."

    Darauf meinte er, die Bibel sei offen für viele Deutungen. Könnte nicht sein Wegzug dazu dienen, seinem Volk ein Beispiel zu geben, wie es zu handeln hätte? Mose sei seinem Volk beim Auszug vorausgegangen.

   Er bemerkte damals, wie schwierig es ist, den Willen Gottes zu erkennen. Ich meinte den Willen Gottes erkannt zu haben, dass ich bleiben sollte; er glaubte, Gott führe ihn dazu, das Land zu verlassen. Heute will ich selber hinaus und ich muss mich fragen, wer von uns beiden hatte Recht. Ob ich es noch schaffen werde, jetzt wo es Weihnachten aufzu geht?

   Krökers machen den 5. Ausruf und dann sind sie weg, egal wie viel sie dann verkauft haben. Wir erzählen euch alles, wenn wir erst bei euch in Kanada sind.

   Konrad ist schon die 6. Woche fort, kommt vielleicht morgen, die wollen auch nach Moskau.

 

Etwas später.
  Wir sind wieder sehr getäuscht worden. Alles stand fertig gepackt zur Abreise. Und wieder geht es nicht. Wir Prediger mussten heute nach Tiege kommen. Und da wurden wir von den Kommunisten arg ausgefragt, an allen sind wir schuld, dass so viele wegziehen. Man verklagte uns: Ihr schreibt den Leuten die Papiere und macht es, dass sie bescheinigt werden. Ja, sogar, dass die Russen kaufen können, auch daran seid ihr schuld, und wenn ihr es nicht machen werdet, dass die Leute aufhören wegzuziehen, dann werdet ihr es zu spüren bekommen. Und so ist uns wieder alle Hoffnung abgeschnitten.

    Aber der Herr spricht im Regiment und führt alles herrlich hinaus. Und wir wollen Ihm dafür danken bis in alle Ewigkeit. Viele sind schon weg. Aus Nr. 1 sind schon 30 Familien weg, Aaron Janzens und Krökers sind auch weg, nur wir haben es wieder verpasst. Wir müssen wieder noch warten. Wir wollten den letzten Sonntag heiligen, und an diesem Montag fahren, und jetzt ist es verpasst.

    Unsere Sachen sind fast alle verkauft. Die große Stube ist ganz leer, im Stall steht ein Hengst. Es ist traurig. Konrads wollen jetzt versuchen, allein zu fahren. Tante Tin ist mitgefahren mit Wieben nach Durlow, um von da wegzufahren. Dort soll die Kontrolle an der Bahnstation nicht so streng sein. Aber sie sagen, die Prediger kommen auch nicht weg.

Sonnabend fuhren alte Heinrich Dörksens weg, da wurde ihnen von den Kommunisten gesagt: Aufhalten können wir Euch nicht, aber das was stehen bleibt, das bekommt ihr nicht mehr. Und uns ist nichts schade, so weit muss es kommen.

    Johann Wiensen, ihr Haus steht leer. Heinrich Dörkjens Haus ist leer, David Zachries ihres ebenfalls. Unsere Mädchen sind ganz niedergeschlagen, auch die kleine Tina ist ganz krank. Waren in Gedanken schon bei Euch und jetzt sind wir wieder fest.

   Aber wollen deswegen nicht verzagen, wenn es sein soll, dann kommen wir doch noch mal hin. Abram und Peter sind in Moskau und warten auf uns. Wer weiß, ob sie auf einmal nicht alleine ins Ausland gezogen sind.

   Aber wir fürchten uns nach der Station zu fahren, unser Dorf ist immer voll Wache, dass niemand fahren soll. Ob es noch mal anders wird, weiß man nicht. Am schlimmsten steht es mit uns Predigern. Möchte Gott uns noch mal von diesem Übel erlösen.

   Abram Löwen hat heute Hochzeit. Unser Peter war eingeladen, aber der ist nicht mehr hier. Gesund sind wir alle, die Kasten gepackt; das Essen bereitet, aber wir fühlen uns wie Gefangene.

 

Noch später.

    Wir haben beinahe alles verkauft, nur noch zwei Tische, zwei Bettgestelle und 2 Bretterbänke, das andere haben wir alles verkauft. Vielleicht fahren wir auch fort. Aber diese Woche werden wir erst alles ein wenig beruhigen lassen, denn das ganze Dorf hatte sich bereit gemacht. Es war zu viel Aufregung auf den Straßen und auf der Bahnstation.

   In No. 1 sind 30 Familien abgefahren und so sind in allen Dörfern abgefahren. Und jetzt machen sie halt. Man sagt, Kanada ist nicht vorbereitet auf so viele, aber im Frühling 1930 soll alles fort. Wollen auf Gott vertrauen.

    Zerstreut ist alles, das Vermögen und die Gedanken. Wie es weiter werden wird, weiß ich nicht. Wenn der Herr nicht unsere Hoffnung wäre, wären wir schon verzagt.

   Alles strömte in den vergangenen Monaten nach Moskau. Man ließ alles stehen und liegen und fuhr fort. Das wollten wir nicht, denn womit sollten wir die Pässe bezahlen? Wir wollten an Russen verkaufen. Sie boten auch gutes Geld. Da ließ es das Dorf nicht zu. Jetzt wollte das Dorf, ließ der Bürgermeister es nicht. Versteigerungen wurden verboten, sodass die Leute nicht wussten, wie zu Geld zu kommen. Einer wollte dem anderen helfen, dass keiner zurückbleiben sollte. Die Leute waren bis zur Station gefahren und mussten zurückkommen.

    Jetzt wird die Lage sehr kritisch werden. Aber hinaus kommen müssen wir, und wenn’s im Frühjahr zu Fuß nach Moskau gehen muss. Doch teures Lehrgeld haben wir bezahlt, denn wir hofften noch, fortzukommen. Ob wir uns noch einmal sehen werden, weiß ich nicht.

    Wir machen es eben im März 1930. Wie gern wollte ich wissen, was genau Gottes Wille ist. Wie viel greift er ein und wie viel ist einfach unseres Tun? Hätte ich ebenso wie mein Predigerkollege Dyck im vorigen März alles stehen und liegen lassen und wäre nun glücklich schon im freien Kanada? Und war es vielleicht nur mein Unverständnis über die Führung Gottes, das mich zurückhielt? Wer kann es mir beantworten?

   Betet für uns, dass wir hinauskommen, sonst verderben wir.

   In Liebe verbleiben wir,

Eure Eltern und Geschwister.

Zwischen 1872 und 1883 wurden in Sagradowka 16 Dörfer für die Landlosen Bauern der Kolonie Chortitza gegründet.

Siehe den Weg von Chortitza nach Sagradowka auf Google Maps Hier

Weitere Informationen über Sagradowka  Hier

 

Warum wir die Auswanderung

verpasst haben

 

Liebe Freundin und Schwester.
    Einen herzlichen Gruß der Liebe zuvor. Wie sehne ich mich nach Dir! Als wir einander hatten, konnten wir uns aushelfen, und im Leid einander trösten.

     Wie freue ich mich, dass ihr schon früher nach Moskau gezogen seid und es geschafft habt auszuwandern. Gott sei mit Euch bei Euren Anfang in der Ferne, ihr Glücklichen!

     Ich wollte schon lange schreiben, doch die Lust und der Mut waren so klein. Doch will ich Euch schreiben, wie es uns gegangen ist.   

Den 15. August 1929 wurde mein lieber Mann operiert. Bei ihm hatten sich die Gedärme verknüpft. Es war eine sehr schwere Operation und der Arzt sagte, von hundert käme einer durch. Es ist auch ein Wunder vor meinen Augen, dass mein Mann am Leben geblieben ist.

    Den 15. gegen Abend wurde er operiert und den 16. des Morgens fuhr ich hin. Aber Ihr könnt es Euch nicht denken, wie schlecht die Besorgung im Krankenhaus war. Sie brachten ihm Tee, setzten die Tasse auf den Tisch und gingen davon. Als ich ihn besuchte, stöhnte er sehr. Nein, sagte ich, das geht so nicht. Ich ging und suchte mir eine Schwester auf. Barmherzig kann man sie nicht nennen, denn das sind jene Krankenschwestern nicht. Ich fragte sie, ob sie nicht einen Teetopf hätten, denn aus der Tasse könne mein Mann beim Liegen nicht trinken. Sie sagte, in der Vorstube stehe so etwas. Ich ging hin, holte es mir und wusch es aus, denn es war schmutzig.

    Wie ich meinem Mann zu trinken geben will, sehe ich die ganze Bauchwunde. Sie war mit grauem Zwirn zusammengenäht, ein Stückchen Watte drauf gelegt, das nicht ganz so lang war wie die Wunde und zweimal um den Leib schmalen Verband gebunden, so dass die Wunde sozusagen ganz frei war. Mit einer alten roten Tuchdecke zugedeckt, das Bett vollgestreut von der Decke, keiner war bei ihm geblieben.

    Als er vom Betäuben aufwachte, musste er sich würgen, aber keiner kümmerte sich um ihn, dann könnt Ihr Euch alles denken. Aber der Herr erhörte mein Gebet und das so vieler anderer. Für meinen lieben Mann ist viel gebetet worden.

    Aber die Trübsal war noch nicht groß genug. Ich selbst war so übel dran, daß der Arzt mir das Gehen nicht erlaubte, ich sollte liegen. Die Füße und Beine waren dick geschwollen, daß sie platzen wollten. Und 5 kleine Kinder wollten besorgt sein.

    Dann kamen die Sowjets und forderten, daß ich sollte 250 Pud Getreide in einem Tage nach der Station stellen. Dann bin ich ins Dorf gegangen und habe gebeten, ob nicht jemand es für mich hinfahren wolle. Unser lieber Nachbar war willig, es zu tun. Er nahm unser Fuhrwerk und fuhr 100 Pud weg. Das langte noch nicht, dann legten sie uns noch 220 Pud auf, also im ganzen 470 Pud. So viel hatten wir überhaupt nicht geerntet. Wir kauften etwas, aber wir hatten auch nicht mehr Geld, denn wir hatten vorher schon beinahe 400 Rubel an den Sowjet zahlen müssen. Das sollte aber bis zum 1. September geliefert sein, nach dem 1. war 500 Rubel Strafe aufgelegt. Wir konnten es nicht liefern und so kamen sie und verkauften unsere Sachen, damit das Geld zusammenkam. Der Pferdewagen wurde für 40 Rubel verkauft, eine Ferse für 19 Rubel, eine Stute für 30 Rubel, die jetzt 300 Rubel kostet. Nur den schlechtesten Tisch und die Wiege ließen sie uns. Kein Stuhl, keine Bank, kein Bett. Gute Leute brachten uns ein paar Bänke, so daß wir doch sitzen konnten beim Essen.

    Das war noch nicht genug, dann sollten wir noch für andere Weizen säen, während sie unseres alles verkauft hatten. Wir haben für uns selbst keinen Winterweizen säen können.

    Dann kam die Auswanderung, alle Mann fuhr weg nach Moskau. Das ganze Dorf zog an unserem Haus vorbei, zur Station, nach Moskau, nach Kanada. Wir konnten nicht. Ich stand am Fenster und weinte. Wollte Gott es wirklich nicht? Oder waren es nur die Umstände? Hat Gott bestimmt, dass einige in die Freiheit dürfen und wir hier leiden sollen?

    Uns wurde am 3. November ein Sohn Heinrich geboren. Auch da mussten wir die Hilfe des Herrn spüren.

    Aber die Trübsal war noch nicht zu Ende. Den 11. wurde mein Mann nach Nr. 8 gefordert. Er fuhr hin, ohne gegessen zu haben.

Es wurde Abend und er kam nicht. Dann brachte jemand unser Fuhrwerk nach Hause. Es hätte in Nr. 8 auf der Straße gestanden. Meinen Mann hätten sie arretiert. Er habe Schuld, sagten die Sowjets dass schon 30 Familien nach Moskau gefahren seien. So saß er eine Woche in Nr. 8 im Kerker, ohne Essen, nur was gute Leute ihm durchs Fenster gaben, und dann ging's nach Cherson ins Gefängnis, dort musste er einen Monat sitzen. Dort wurde er sehr krank.

    Ich hatte solch ein schlechtes Bein, aber kein Erbarmen, ich blieb mit meinen 6 Kindern allein. Das kleinste war eine Woche alt. Da kam eine Russenfrau und besorgte meine Kinder. Als mein Mann am 25. November nach Hause kam, sah er sehr elend aus, gelb wie Wachs, die Augen tief im Kopf.

   Jetzt mussten wir uns ängstigen, dass die Sowjets uns aus unserem Hause verjagen würden. Vielleicht auch aus dem Dorf.

   Dann kam das Frühjahr und wir sollten wieder 60 Pud Getreide liefern und dann noch 72 Pud und das von Vesper bis Abend. Das wurde uns dann frei gegeben, mit Geld zu bezahlen, $1.25 das Pud gerechnet. Dann bezahlten wir noch 34 Pud, mehr konnten wir nicht.

   Die Wunde meines Mannes schmerzt sehr, schon vier Wochen, und er hat große Schmerzen. Er war in dieser Woche beim Arzt, der sagt, er soll nach Kronau, er muss noch einmal operiert werden. Wenn er sich etwas schonen könnte, aber er muss jeden Tag fahren und Brot suchen.

   Und doch muss ich sagen, wie der Herr geholfen hat. Wir hatten kein Geld und nur wenig Brot, und da kamen Russen und kauften uns die Bindmaschine ab. Die war stehen geblieben, als die Sowjets uns alles verkauft hatten. Wenn das Geld wird alle sein, dann wissen wir nicht, wo wir noch werden Brot kaufen. Schmalz haben wir keins, Salz auch nicht. Ein Glück ist es, dass sie uns die alte Kuh gelassen haben, die hat schon 13 Kälber gehabt. Futter und Brennholz hatten sie uns auch beinahe alles verkauft. Es ist gut, dass es nicht sehr kalt war.

   Ob uns die Sonne des Glücks auch noch mal scheinen wird? Wird dieses Leid ohne Ende sein, für uns die wir zurückgeblieben sind? Dürfen wir auf ein Wunder hoffen, doch rauszukönnen, vielleicht im November 1930? Warum ist es so, dass einige in Freiheit Gott anbeten dürfen und andere nur in Leid und Tränen?

   Ihr Teuren dort, Ihr habt viel, viel durchmachen müssen. Ihr habt viel Entbehrung, Angst und Schmerz aushalten müssen. Euer Herz ist auch jetzt nicht frei von Kummer. Habt Ihr auch noch an manches zu denken, aber trotzdem betrachten wir Euch als Gerettete und danken Gott dafür. Was hier in Russland vorgeht, davon könnt Ihr nur eine Ahnung haben, obgleich Ihr bis vor einem halben Jahr auch noch unter uns weiltet. Auch wir, die wir uns immer noch im Strudel befinden, können es nicht fassen und begreifen, dass Menschen mit Verstand, wohl aber ohne Gott im Herzen und ohne Gemüt, solche Greuel ausdenken können. Man spricht von noch mehr Verschickungen und Verbannungen.

   Gottes Wege sind unerforschlich, es ist unbegreiflich, wie Er regieret. Er redet hart mit uns, und doch hat Er Gedanken des Friedens mit uns und nicht des Leides. Oder scheint uns Gottes Rede nur hart zu sein?

   Die Bande, die uns an diese Erde fesseln, werden doch ziemlich gelockert. Man wird für die Freuden dieser Welt immer unempfindlicher, man sehnt sich so sehr nach Ruhe, nach Frieden, und diese Güter, wenigstens so, wie es das Herz wünscht, sind der Welt fremd. Es wird doch noch einmal klar werden, es wird uns doch noch einmal deutlich werden, warum uns Gott so tiefe Wege führt, und dann werden wir auch erfahren, wie sehr uns Gott geliebt hat.

   Mein Gebet ist immer: Herr, erhalte mir meinen Mann! Denn was soll ich allein mit 6 Kindern? Betet für uns. Wir haben ein Pferd und 1 Kuh. Die Hühner haben sie uns auch verkauft. 2 Dessjatin Gerste haben wir ausgesät, eine halbe Dessjatin Sonnenblumensamen und eine halbe Kuckurus.

   Ich muss schließen. Dieses war auch mein letztes Blatt Papier. Und kaufen kann ich keines mehr. Ob meine Tränen Euch erreichen werden? Der Herr kennt sie, Ihm will ich vertrauen. Immer.

 

Nicht alle haben am Roten Tor gesungen

 

 

 

November 1929.
     Tausende Mennoniten hausen in der Umgebung Moskaus. Sie bedrängen die Regierungsbeamten um ein Ausreisevisum. Die Sukkaus haben zum Glück ihres bekommen, obwohl Jakob Prediger ist. Endlich geht es jetzt ins ersehnte Ausland.

    Dann aber kommt eine Meldung, dass Jakob noch mal bei der Polizei vorbeikommen soll. Greta, seine Frau, ist voller Angst.

    - Geh lieber nicht hin, Jakob. Wir haben die Ausreisevisa für uns und unsere Kinder.

    - Und wenn sie mich dann beim Einsteigen aufhalten, weil ich nicht bei der Polizei erschienen bin? erwidert Jakob.

    - Ach, mein lieber Jakob. Du willst immer alles richtig machen.

    - Ist es nicht gerade das, was Gott liebt, dass wir alles richtig machen?

    In Greta war es so, dass sie am liebsten ein entschiedenes "Nein!" geantwortet hätte. "Nein! Manchmal muss man lieber schlau sein wie die Schlangen und nicht alles richtig machen!" Sie blieb aber still. Sie schätzte ihren Mann, der in ihrer Gemeinde hoch geachtet war, weil er eben auf seiner stillen Art das geliebte Sprachrohr Gottes war, selbst in den Verfolgungsjahren von 1921 und 1922, als ihre Eltern ermordet wurden und Jakob, noch ganz jung zum Prediger gewählt wurde, nachdem die anderen Prediger ermordet waren.

    - Und die Ausreisevisa? fragt Greta.

    - Ich nehme sie lieber mit zur Polizei, sagt Jakob.

    - Nein, sagt Greta resolut. Du nimmst nur deines mit. Die anderen bleiben bei mir.

    - Und wenn die Polizei nach den anderen fragt?

    - Warum werden sie danach fragen? Bei der Einladung stand nichts darüber. Nimm du dein Visum, ich behalte die anderen.

    Es ist früh am Morgen. Jakob ißt ein Stückchen Brot, zieht den Mantel an, nimmt seine dicke Mütze und zieht los.

    - Mach dir keine Sorgen, Liebste, das kann dort heute lange dauern.

    - Ich werde wieder die ganze Zeit für dich beten. Ach, himmlischer Vater! Schenk uns doch die Befreiung aus diesem schrecklichen Land!

    Greta gibt ihm einen Kuss. "Du bist mir mein Liebstes auf Erden!" "Das darf nur der Herr Jesus sein," korrigiert er sie. "Du weißt, wie ich es meine!"

    Sie schaut ihm nach. Es ist noch dunkel, als er geht. Langsam verschwindet seine Gestalt im Nebel. Es liegt ihr schwer im Herzen.

    Sie sieht nach ihren Kindern. Es gibt viele kranke Kinder unter den Flüchtlingen. Ihre drei sind zum Glück gesund.

    Sie teilen diese Wohnung am Rande der Stadt mit weiteren vier Familien, jede bezieht ein Zimmer, die Küche ist gemeinsam, bei der Toilette gibt es den ganzen Tag Schlange. Wenn erst eine Person wach wird, wacht bald das ganze Haus auf. Da gibt es viel zu tun, um die Kinder anzuziehen, auf die Toilette zu bringen bei den vielen Menschen im Haus.

    Und das Gewirr der Stimmen im Hause. Jeder spricht zu den seinen, aber man schnappt Gedanken, Sorgen und Schreckensnachrichten auf.

    - Sind die Lastwagen der Polizei diese Nacht wieder gefahren?

    - Hat jemand sie auf unserer Straße gehört?

    - Ach, du weißt doch, wir wohnen am letzten Ende. Bei all diesen Löchern ... Unsere Straße meiden sie lieber.

    - Giesbrecht, den sie gestern zur Polizei gerufen haben, war bis spät abends noch nicht zurückgekehrt.

    Eigentlich wollte Greta dieses nicht gehört haben. Nun sorgt sie sich noch mehr um ihren Jakob. Der Tag vergeht, Menschen kommen und gehen. Plötzlich kommt jemand mit der Meldung: "Der Truppenführer ruft uns alle zur Bahn. Der Zug soll heute abend abgehen. Los!"

    "Und Jakob ist von der Polizei noch nicht zurück", denkt Greta. Sie sammelt ihre wenigen Habseligkeiten und zieht mit den anderen zur Bahnstation. "Zum Glück habe ich die Ausreisevisa. Und Jakob hat sein Visum bei sich."

    -"Wo ist Papa?", fragt eines der Kinder. "Kommt er nicht mit uns?"

    In der Station angekommen, sieht man hunderte Mennoniten. Aufgeregt, voller Freude. Einige aber sind misstrauisch. Ob es nicht eine Falschmeldung ist? Vielleicht hat man alle zusammengetrommelt mit einem falschen Versprechen, nur um alle zurück in die Dörfer zu schicken.

    Sie steigen ein, aber der Zug fährt nicht los. Greta schaut die ganze Zeit nach außen, in der Hoffnung Jakob zu erspähen. Wenn er zu Hause ankommt und niemanden findet, dann wird er schon ahnen, dass alle zum Zug gegangen sind. Ganz sicher wird er diese Schlussfolgerung ziehen.

    Der Zug fährt los. Ohne Jakob. Spannung hängt in der Luft. Die Menschen wissen nicht, ob sie sich freuen dürfen oder ob sie die Angst hochkommen lassen, dass es vielleicht überhaupt zurück in die Dörfer geht, vielleicht sogar in die Verbannung.

   - "Mama, warum ist Papa nicht mitgekommen?", fragt die neunjährige Nelly.

   - Kind, ich weiß es nicht. Er war zur Polizei gegangen.

   - Haben sie ihn festgehalten?

   - Flehen wir zu Gott, dass sie es nicht getan haben.

   - Kommt er dann im nächsten Zug?

   - Nelly, hör auf zu fragen. Ich weiß es nicht.

   Der Junge weint. "Ich will Papa haben."

   - Ich auch, Kind, ich kann aber die Dinge nicht ändern.

   Das kleinste Kind sitzt sorgenlos auf ihrem Schoß und hat keine Ahnung, was passiert. Nebenbei hört sie die Gespräche der anderen:

   - Ich glaube, es geht zur Grenze, nach Riga.

   - Das kannst du nicht wissen. Bei all dem Schnee und der Dunkelheit kann man nicht erkennen, ob wir nach Sibirien fahren oder in die entgegengesetzte Richtung, nach Riga.

   - Wenn es Tag wäre, würden wir es nach einigen Stunden erkennen, denn in Richtung Sibirien würde es bald abend werden, denn von dort kommt die schnelle Nacht.

   Andere Nachbarn sprechen darüber, ob Kanada tatsächlich die Tausenden Mennoniten aufnehmen wird. Einer meint, dass in der Welt viel freier Raum ist. England habe eine grosse Kolonie in Südafrika und brauche dort viele Bauern. Frankreich suche Bauern für sein Gebiet in Syrien. "Dann wären wir in der Nähe Israels und könnten leicht einen Besuch in Jerusalem machen." "Wenn wir nur erst aus Russland raus sind, irgendwo auf der Welt wird es schon einen Raum für fleissige mennonitische Bauern geben."

   Irgendwo hinter ihr singt eine Mutter leise mit ihren Kindern "Gott ist die Liebe". "Nelly, geh hin und sing mit!" "Ich will auch", ruft der Junge. Sie bleibt allein mit dem Schoßkind. Ihr ist nicht nach Singen. Als es zur fünften Strophe kommt, wird sie stutzig:

       "Du heilst, o Liebe, all meinen Jammer,

          Du stillst, o Liebe, mein tiefstes Weh."

     Ist das jetzt eine Botschaft für mich? Könnte der Heilige Geist durch dieses Kinderlied jetzt zu mir sprechen? Die Worte klingen in ihr nach "Du stillst, o Liebe, mein tiefstes Weh." Weiß Gott, wie weh es mir tut, Jakob nun nicht bei mir zu haben? Wird ihr lieber Mann jetzt, gerade jetzt vielleicht im Gefängnis geschlagen und drangsaliert, weil er ein Prediger ist? Ach, hätte er doch nicht alles richtig machen wollen! Sie erinnerte sich, wie beim Einstieg in den Zug die Kontrolle sehr oberflächlich gewesen war. Die Polizei hätte ganz sicher nicht gemerkt, dass Jakob nicht zur Polizei gegangen war. Und dann wäre er jetzt bei ihr. Was nur soll sie im Ausland mit ihren drei Kindern alleine machen? Und sie geht schwanger mit einem vierten Kind. Wer wird sich dort ihrer annehmen? Von ihren Verwandten hat niemand ein Visum bekommen. Sie ist ganz allein.

   Nach einigen Stunden Fahrt geht die Polizei durch den Zug: "Bitte, alles sowjetische Geld abgeben! Alles Gold und Silber! Kein sowjetischer Reichtum darf in die Hände der Kapitalisten fallen! Nackt seid ihr Mennoniten nach Russland gekommen, nackt sollt ihr es wieder verlassen. Wer etwas zurückhält, den schicken wir sofort in die Verbannung!" Die Auswanderer rücken ihre letzten "Reichtümer" heraus. Die Polizisten werfen alles in einen Sack. Der Zug hält nochmal kurz, die Polizisten steigen aus. Von weitem kann man das Rote Tor sehen.

   Der Zug fährt wieder los. Die Spannung steigt. Tatsächlich, es geht in die Freiheit. Als der Zug durch das Rote Tor fährt, steigt ein großer Jubel in allen empor. Jemand stimmt an und bald singen alle mit: "Nun danket alle Gott."

   Greta bleibt still. Ihr rollen die Tränen. Böse Ahnungen halten sie gefangen. Sie kann nicht mitsingen.

   Nach kurzer Fahrt kommt der Zug in Riga an. Glücklich steigen die Mennoniten aus. Sie werden angewiesen, sich in Reihen zu stellen, um ihre Namen eintragen zu lassen. Der eine zeigt stolz, dass er es geschafft hat, ein Stück Gold mitzubringen. "Jetzt bin ich reich!"

   Am Eingang der Baracken stehen die Menschen Schlange. Es ist lautes Gerede. Alle sind froh. So scheint es Greta wenigstens. Dann kommt auch sie dran mit ihren drei.

   - Name?

   - Sukkau, Greta.

   - Die Kinder?

   - Nelly, Peter und Margarete.

   - Und Ihr Mann?

   - Jakob Sukkau. In Russland geblieben.

   Als sie in die Baracke eintritt zur ärztlichen Untersuchung sagt eine leise Stimme in ihr: "Er ist beim Herrn!" Und ich bin nun allein in der "Freiheit", ohne meinen Liebsten.

        "Du heilst, o Liebe, all meinen Jammer,

          Du stillst, o Liebe, mein tiefstes Weh."

     Wie das nun im Alltag aussehen soll, kann sie sich nicht vorstellen.
 

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